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11.08.2008 22:00 [Tutorials] Logo-Tutorial
Einen Namen für ein Baby zu finden ist keine einfache Sache.
Mit 2 Personen einen Namen auszuwählen kann schon eine Weile dauern und jeder, der Kinder hat, wird dazu eine Geschichte zu erzählen haben.

Wenn man sich nun vorstellt, dass 21 Personen sich auf einen Namen einigen müssen- und dazu noch der wohlhabende Patenonkel (in diesem Falle, die geduldigen Mitarbeiter von Deep Silver) auch noch ein Wörtchen mitreden möchte, wird man die Probleme erahnen können, die sich vor der Taufe zugetragen haben.

Der erste Schritt war, Namensvorschläge zu sammeln (einige davon waren gar nicht so schlecht, enthielten aber enorme Spoiler darum kann ich sie hier leider noch nicht auflisten).
Jeder im Team hatte die Möglichkeit seine Vorschläge einzubringen.

Diese Liste war nach 2 Wochen auf 5 ernsthafte Kandidaten geschrumpft und wurde an Deep Silver übermittelt.

Dort prüfte man die Namen sorgfältig (Verfügbarkeit, Markenschutzmöglichkeiten, etc.) und gab eigenes Feedback.

Die Liste schrumpfte daraufhin weiter, bis nur noch ein Kandidat übrig war:

DIE TEUFELSINSEL DER NACKTEN FRAUEN

Quatsch:

RISEN

Nun musste das Baby auch noch angezogen werden.

Kai Rosenkranz (Komponist, Informatiker und Renaissancemensch) hatte von uns als erster Zeit, sich mit dem Logo zu beschäftigen und hat die Vorschläge in Abbildung 1 angefertigt.
Man kann schon sehr gut die Idee eines betonten, zentralen „S“ erkennen.

Einige Tage später hatte ich selbst dann endlich Zeit, mich dem Thema zu widmen und habe als Anfang Kais Idee aufgegriffen und nebenher viele kleine (oft schlechtere Ideen) angeskribbelt.

Das ist noch ein Überbleibsel aus meiner Zeit als Werbegrafiker und dient dazu, die Idee, die man selbst favorisiert, heraus stechen zulassen.

Die meisten dieser Entwürfe seht Ihr im hinteren Teil dieses kleinen Tutorials.

PB als Studio hat meiner Meinung nach einen eigenen Stil.
Also sollte das neue Logo für mich auch ein wenig diesen Stil aufgreifen.

Mein Vorstellung war, das Logo aus Metall erscheinen zu lassen und ein wenig die Serifen betonte Gestaltung aufzunehmen, die Mike Hoge damals als Logo für GOTHIC favorisiert hatte (das Gothic-Logo stammte in seiner Grundform damals auch von ihm. Mike war zu Beginn von GOTHIC auch noch der Artdirector des Spiels).

Meinen ersten ernst zu nehmenden Vorschlag seht Ihr in Abbildung 2.
Das „S“ von Kai hatte ich beibehalten und um dem Rest eine zeitlose Note zu geben, entschloss ich mich, den Rest in einem TIMES Font zu halten.
Dazu das ganze noch im Metall- fertig ist das Logo für die Präsentation.

Mikes und Deep Silvers Reaktion waren etwas zurückhaltend - wenn auch wohlmeinend für einen ersten Entwurf.
Also lud ich Alex Stein von Koch Media (Deep Silver ist die Spiele-Sparte) ein, einen alternativen Entwurf anzufertigen.
Manchmal bringt eine andere Sensibilität frischen Wind in eine Idee. Und Alex hat dort als Grafiker für den Printbereich auch eine ganz gute Hand bei Logos.

Er hat die Zentralidee beibehalten- das „S“ etwas eleganter eingefügt, indem er den Corpus vertikal gespiegelt hat und einen zeitgemäßeren Font eingesetzt.

Ich bot an, auch diesen Entwurf mit dem korrekten Finish anzulegen und das Ergebnis sieht man als 3. Entwurf auf Abbildung 2.

Der graue Hintergrund ist übrigens da, die Lesbarkeit zu überprüfen- denn das Logo muss auf hellen wie auf dunklen Hintergründen klar zu lesen sein.

Leider hatten die meisten Betrachter Probleme, das „R“ korrekt zu identifizieren, da es sehr nahe an einem „A“ war. War abzusehen- aber wir hofften das mit Kontrasten im Finish zu lösen. Leider vergebens.

Mit etwas Abstand waren uns allen beide Lösungen noch zu wenig charakteristisch und dem Genre angemessen. Das Abenteuerliche fehlte noch...

Zurück zum Start, nicht über Los gehen, keine 4000 Möpse einsacken.

Man darf sich davon nicht irritieren lassen - Logos sind die Schwergewichtsklasse bei der Gestaltung und selten schaffen es die frühen Entwürfe in die Endrunde.

Daraufhin habe ich versucht alle möglichen Richtungen (sehr grob nur) anzureißen um zu sehen, welche den größten Zuspruch fand.

Mike selbst hatte dabei auch noch ein paar dieser Anregungen aufgegriffen- und begann ebenfalls zu skribbeln. (Abbildung 4a)

Auch diese Entwürfe und verworfenen Richtungen findet Ihr weiter hinten.

Bevor ich zum finalen Logo komme, dass diesem Prozess entsprang, habe ich noch einen kurzen Einschub, um nachvollziehbar zu machen, wie der gegossene Metall-Look zustande kommt:

Nachdem die Form einmal steht (Abbildung 3), habe ich mit Photoshop per Ebeneneffekt bei dem freigestellten Logo ein Relief mit hart gemeisselten Kanten eingestellt.

Dadurch ergibt sich die räumliche Wirkung.

Ihr findet diese Möglichkeit in Photoshop unter Ebenen / Ebenenstil / Abgeflachte Kante und Relief.

Die Metalltextur könnt Ihr euch einfach als neue Ebene in das Bild ziehen und in der Ebenenpalette als neue Ebene einkopieren (multiplizieren der Ebene).
Nun müsst Ihr nur noch auf der Logoebene den transparenten Bereich auswählen (Zauberstab) und löscht auf der Texturebene die überflüssige Textur weg.

Und damit habt Ihr einen Schriftzug aus Metall. Ist gar nicht so schwer, oder?

Die echten Schwierigkeiten liegen natürlich wieder einmal im Detail.

Um einen glaubhaft gealterten Eindruck in das Metall zu bekommen müsst Ihr ein wenig mit den Malwerkzeugen und dem Nachbelichter Werkzeug experimentieren und die harten Lichtkanten betonen.
Schrammen und Kratzer lassen sich durch geschicktes Klonen mit dem Klonwerkzeug aus hellen und dunklen Bereichen schon sehr gut anlegen, so dass Ihr nur noch die Kanten betonen müsst. (Abbildung 4)

Da man sich nicht für jede Verwendung des Logos den ganzen Prozess antun möchte, empfiehlt es sich, die Grafik gleich von vornherein in einer enormen Größe anzulegen.

Für die meisten Nutzungen reichen in der Regel 4000 Pixel Breite.
Da ich aber vermute, dass wir das Logo auf Messen auch gerne mal 5-6 Meter breit benötigen, habe ich es auf eine Breite von 9000 Pixel angelegt.

Wenn das nicht reicht, kommt man um eine Neugestaltung ohnehin nicht mehr herum.

Das Endergebnis sieht dann so aus (Abbildung 5).

Für die Poster und die Internetseiten- Auftritte habe ich noch eine etwas spektakulärere Variante angelegt.
Den Glow um die Grafik bekommt Ihr in Photoshop wieder unter Ebenen / Ebenenstil / Schein nach außen eingestellt.

Das alleine sieht in der Regel aber noch sehr preisgünstig aus, also habe ich mir mit dem Logo eingefärbt und dann verzerrt durch einen zentralen Zoom Effekt - findet Ihr unter Filter / Weichzeichnungsfilter / Radialer Weichzeichner).
Dahinter liegt noch mal ein Lensflare, den ich mir in Knoll Light Factory erstellt habe, um mehr Details in diesen Glow zu bekommen..

Das Ergebnis kann man in Abbildung 6 sehen.

Und all die ernst gemeinten- und weniger ernst gemeinten Vorschläge, Irrwege und Experimente seht Ihr auf Abbildung 7 bis 12.



Ich hoffe Ihr hattet ein wenig Spaß dabei, uns über die Schulter zu sehen...

Ralf Marczinczik
Artdirector
Piranha Bytes